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100 km Wandern – Rund um Düsseldorf

Eigentlich war der Plan nur einmal bei einem 50 km Marsch auszuhelfen.
Eigentlich war der Plan, das dies ein einmaliges Ding ist.
Eigentlich war es der Plan niemals 100 km Wandern zu gehen.

Eigentlich….

Die Vorgeschichte

50 km Marsch – mit Mühe und Not geschafft. Dann eine Flucht aus Köln mit Bier Action über 70 km super überstanden. Aber 100km wandern – niemals! Ist nur nervig und langweilig.
Allerdings hat Jens dann einen schwachen Moment von Flo erwischt und ihn mit in einen Plan reingezogen… Und dann stand der 100 km Marsch auf einmal.
Leider wurde auch der 100 km Mammutmarsch abgesagt – daher waren wir mit gutem Willen, aber ohne Strecke und Verpflegung.

Machen wollten wir es schließlich trotzdem, denn einmal vorgenommen gibt man sowas ja nicht auf. Zumindest wir nicht.

Die Planung

Welche Strecke nehmen wir?
Beim recherchieren stellt Jens fest: Die Düsseldorfer Stadtgrenze ist mutmaßlich um die 100 km lang….

Ein bisschen hier und da optimieren und wir kommen auf eine 110 km Wanderung, die man im Notfall noch abkürzen kann. Gesagt getan – DEAL!

100 km rund um Düsseldorf

Der frühe Vogel kann mich mal!

Es ist der 18. September.
3:05 Der Wecker klingelt. Nervig, ist das früh! Aber schnell ist die gute Laune da. Als Wander-Vorbereitung gibt es das Spiegelei zu Roxette (1x Spending my time, dann ist Spiegelei perfekt) und 6x überprüfen, dass auch gar nichts fehlt. (Vergleiche Packliste).
Dann geht es per Auto zum Startpunkt ins linksrheinische Düsseldorf-Heerdt.

Los geht’s! KM 1 – 10.

Um 4:13 ist das Auto geparkt, alle Sachen sind vorbereitet und die ersten Schritte können gegangen werden. Los geht’s! Nur wo lang?
Es ist stockfinster, aber das ist ja nicht schlimm. Auf der Heerdter Landstrasse steht ein Einkaufswagen herrenlos, kurzerhand wird dieser zum ersten Spielzeug des Tages.
Später werden wir bereuen hier schon Energie verschleudert zu haben….

Um ca. 5:00 passieren wir Meerbusch und sehen unser erstes Stadtschild.

Hallo Meerbusch

Wow, die Beine sind so gut, nix tut weh und alles ist in Ordnung. Laune, Kopf und Beine sind in Shape, das schaffen wir locker. Vielleicht geht sogar unser Plan auf und wir sehen den Sonnenaufgang von der Flughafenbrücke?

Sonnenaufgang an Flughafenbrücke

So ist es! Die Sonne zeigt sich zart am Horizont, als wir auf der Brücke stehen. Romantisch. Kurz verweilen dann weitereilen. Es kommen noch viele Meilen.

Es liegen noch über 90 km vor uns, keine Zeit für eine Pause

Kilometer 10 – Füße brennen

Easy Going! KM 11 – 20

Es geht weiter am Rhein entlang gen Kaiserswerth, dort machen wir einen kleinen Abstecher zu einem nettem Bäcker und genießen eine Nussecke – das x’te Frühstück heute um 7:20 Uhr. Lecker ist es!

Wir folgen dem Rhein zuerst gen Norden und dann geht es landeinwärts an der Grenze zwischen Wittlar und Duisburg entlang über nette Feldwege. Noch haben wir genug Energie und machen wir einen Steinewurf Contenst. Circa 16 Stunden später werden wir darauf zurückblicken und es als dumme Energieverschwendung ansehen. Aber Spaß macht es trotzdem

Dabei versuchen wir auch ein Schild wieder zu befestigen – gar nicht so einfach wie man denken meint….

Düsseldorf dreht sich

Kilometer 20 – Stichwort fit!
Sonnenstrahl trifft Paw Patrol

Wald und Spiele. KM 21 – 30

Um ca. 8:20 Uhr sind 20 Kilometer bewältigt. Es geht weiter an der nördlichen Stadtgrenzen entlang, hauptsächlich durch Feldwege – eigentlich ein sehr idyllischer Weg.

Auch erste tierische Begleiter erscheinen. Aber an einen Ausritt ist nicht zu denken, auch wenn die Beine langsam etwas schwerer werden.

Pferd meets Flo

Natürlich dürfen auch Ballspiele nicht fehlen und was gibt es besseres als mit einem Tennisball in einem Waldgebiet zu spielen? Eine eher mittelprächtige Idee, der Ball verschwindet im dichten Wald und bei der Suchaktion geht dann die ein oder andere weitere Minute verloren.
Nebenbei… der Busch hat Dornen und auch Brennnessel. Dumme Idee.

Der Ball ist definitiv weg, Jens!

Der Weg geht Querwaldein, wir wollen der Grenze halt treu bleiben. Glücklicherweise ist der Waldboden weitestgehend trocken und somit relativ easy zu begehen.

Allerdings merken wir hier erstmals: Es ist deutlich leichter auf ein Ziel zuzugehen, als einen großen Kreis um sein Ziel herum zu machen. Ständig müssen wir die Route auf Komoot checken, um sicherzustellen, dass wir nicht falsch gehen. Das ist nicht gut für den Kopf.

Es ist bereits nach 11 Uhr und das Mittagessen ist nicht mehr weit. Bis dahin gibt es einen Powerriegel zur Überbrückung.

Querfeldein

Kilometer 30 – Powerriegelzeit

Zu viel Power! KM 31 – 40

Mittlerweile befinden wir uns zwischen Angermund und Lintorf, wir haben also den Nordöstlichsten Punkt passiert und gehen auf die Ratinger Seen zu.

In der Nähe des Flughafens sind die Beine dann besonders schwer. Dagegen muss was getan werden. Zum Beispiel Weitsprung. Und so versucht sich Flo an einem Rekordverdächtigen Sprung.

Leider übergetreten.

Weitsprungrekord auf dieser Bahn

Ob das eine gute Idee war ? 🙂

Nebenbei gibt es auch ein erstes Mittagessen, eine superleckere 5 Minuten Terrine, Kinderriegel und Cola. Irgendwie halt Akkus aufladen. Da war da die Welt noch in Ordnung, die Stimmung ausgelassen gut!

Mittagssnack

Zwischen den beiden Seen (Silbersee und Grüner See) wartet es die nächste sinnfreie Attraktion des Tages – eine Seilbahn, bzw. 2 Seilbahnen nebeneinander. Challenge!
Wer diese gewonnen hat bleibt allerdings ein dunkles Geheimnis

Seilrutschen Contest

Im Anschluss geht es über die Grenze nach Ratingen. Die Idee war „Wir machen einen Abstecher in ein Wohngebiet, denn Jens‘ Wasser ist leer…“
Theoretisch gute Idee, leider gibt es kein Büdchen und keinen Supermarkt. Umweg? Kommt nicht in Frage.
Aber es gibt nette Anwohner. Kurzerhand wird die Wanderung erklärt und schon sind unsere Wasservorräte wieder aufgefüllt ein fettes DANKE! Das sind echte hilfsbereite Ratinger!

Danke für das Wasser!

Die Beine werden zwischendurch schwer, dann wieder leicht, der Rücken tut ein wenig weh, die Füße brennen und wir sind definitiv nicht VOR unserem Zeitplan. Das heißt, wir wissen, wir müssen tief in die Nacht reinwandern…
Es ist kurz nach 13 Uhr.

Kilometer 40 – die Wasserspende

Erste Probleme… KM 41 – 50

Allmählich kommen erste Probleme auf.
Flo’s Füße, Kondition und Motivation fängt an zu bröckeln. Wir sind ja auch immerhin schon über 10 Stunden unterwegs, da darf das mal passieren. Auch Jens hat Probleme, merkt aber, dass Jammern nicht hilft. Motivation ist das Stichwort.

Motivation und Bier. Rund um den schönen Düsseldorfer Wald bei Grafenberg erfolgt der Griff zum Bier – zumindest für Jens. Flo ist da noch etwas zögerlich.
Später wird sich herausstellen, ein Bier zu trinken war gar keine dumme Idee, denn es hilft ungemein.

Allerdings läßt sich Flo kurze Zeit später zu einem Radler hinreißen, denn irgendwoher muss ja neue Power kommen.
Dazu passend Bundesligakonferenz hören über die Box. Pferdesalbe auf Oberschenkel. Neues frisches T-Shirt. Läuft!
Oder auch nicht, denn irgendwie beginnt hier sich ein Wurm zu einzuschleichen…

Erstes Bier
Erstes Radler

Kilometer 50 – erste Probleme

Danke Youtube für das anzeigen im Hochformat statt Querformat :-/

Waldwanderung. KM 51 – 60

Jens an seinem Lieblingsbaum

Wir wandern auf bekanntem Gebiet. Dort, wo wir normalerweise mit Mountainbikes unterwegs sind, wandern wir nun entlang. An der vielleicht schönsten Stelle des Waldes machen wir eine Rast.

Was auch nicht zu unterschätzen ist: Wir gehen durch bekanntes Gebiet und merken, wir sind theoretisch der Heimat Nahe – aber wir drehen immer wieder ab und entfernen uns von der Heimat. Klingt trivial, aber es drückt enorm auf die innere Stimmung.
Mal wieder zeigt sich, es ist viel leichter auf ein Ziel zuzugehen als eines zu umkreisen.

Kilometer 60 – hart

Einbruch im Getränkemarkt! KM 61 – 70

So wandern wir bis zur Grenze von Metzkausen, vorbei an Erkrath – eigentlich eine schöne Wanderung, aber es ist hart. Sehr hart. Es ist schwer die körperliche Verfassung in Worte zu fassen. Der Kopf wird leerer, die Beine schwerer. Alles tut ein bisschen weh, man fängt an auf „Funktionsmodus“ runterzuschalten.

Wir erreichen Gerresheim und dort einen Getränkemarkt. Wir brauchen alles. Warmes Wasser, Chips, Cola, Bier…

Im Getränkemarkt passiert es dann: Flo’s Einbruch – Der Kreislauf sackt ab. Schwarz vor Augen. Auf den Boden legen, Füße hoch, das Rennen ist beendet.

Nix geht mehr bei Flo.
Das ende ist Nahe!

Oder doch nicht?

Die freundlichen Mitarbeiter haben Mitleid. Maske ab, wir bekommen heißes Wasser für unsere Terrinen und dürfen uns kurz ausruhen. Danke :).

Vor dem Getränkemarkt wird erstmal campiert und die Lage besprochen. Chips werden gegessen, Suppe gegessen. Schweigen. Motivation. Schweigen. Und dann die Entscheidung….

…es geht weiter!

Nun aber mit klaren Vorzeichen. Flo an seiner Grenze, einmal K.O. gegangen, Jens mit dem klaren Auftrag beide durchzubringen. Und die Strecke wird nicht schön in und um Gerresheim herum.
Aber sie wird fortan schöngeredet.

Alle Register werden gezogen; Video Call mit Mo, Wettbewerbe über die meisten Views im Whatsappstatus und reden reden reden. Wer redet, hat keine Zeit über Schmerzen nachzudenken. Wer zugelabert wird evtl. auch nicht – so zumindest Jens‘ Theorie.

„Wenn wir die 70 schaffen, dann sind es nur noch 10 bis zu 80. Und wer 80 schafft, schafft auch 100!“

So das Credo.

Dann kommt unser externer Motivator ins Spiel, bei Unterfeldhaus begleitet uns Maarten. Maarten selbst ist absolut ausgelaugt von einer Bikingtour und schafft es immer wieder zu betonen, wie weit es noch ist. Ob uns das hilft?

Kilometer 70 – Knockdown!

Gut zureden! KM 71 – 80

Dann sind wir wieder zu zweit und es wird langsam dunkel. Die Sonne geht unter.

Bier hilft den Körper am Laufen zu halten, aber es ist auch klar, zu viel Alkohol sollten wir nicht trinken, denn die Körper sind zu beansprucht.

Irgendwann sitzen wir am Strassenrand und Flo sagt: „Ich will es schaffen, aber ich glaube mein Körper schafft das nicht“

Wir haben Düsseldorf verlassen!!!
Alles wieder gut.

In der Zwischenzeit ist es duster. Falsch, nicht duster, es ist so dunkel, dass man gar nichts mehr sieht. Und wir befinden uns nun in ein Waldgebiet ohne Laternen.
Ohne unsere Taschenlampen würden wir keine Chance mehr haben weiterzugehen.

Es ist so dunkel, dass Jens fast auf einen Frosch tritt der den Weg kreuzt. Skandal!

Jens‘ Füße machen Probleme, Blasenpflaster werden verbraucht, jeder Schritt tut nun weh.

Auch das Reden fällt nun langsam schwerer. Tiefsinnige Gespräche, Oberflächliche Themen, Motivationsversuche, alles wurde bereits verwendet. Jedes ausgesprochene Wort bedeutet auch ein wenig Energieaufwand. Selbst Denken zapft Energie ab, der Körper läuft auf Reserve. Und es wird kalt.

Dunkel
Frosch meets Rocky

Irgendwo bei Garath müssen wir dann eine Entscheidung treffen – abkürzen. Ganz Düsseldorf umrunden wird nichts, wir müssen die Urdenbacher Kämpe aussparen. Trotzdem werden wir noch 100 km hinbekommen. Wahrscheinlich.

Ein ernstes Gespräch auf unbekannten Treppenstufen wird zu einem Motivationsdialog, bei welchem Jens immer weiter auf Flo einredet. wie beispielsweise in dem Video. Wording ist alles.

In der Retrospektive ein Punkt bei dem Flo dem Aufgeben nahe war und die externe Dauermotivation sich echt bezahlt macht.

Kilometer 80 – WIR SCHAFFEN DAS!

Rettung – Stephie und TUC! KM 81 – 90

Klar war auch – Flo bastelt an einem geheimen Plan „B“. Stephie, Flo’s Freundin, wird beauftragt zu supporten – eigentlich…. Mit TUC, Gummibärchen, Bier und jede Menge Power wird sie ca. bei Kilometer 81 eingewechselt.

Flo’s Plan B: Stephie kommt mit dem Auto und sie fahren zurück.
Dieser geht nicht auf – Stephie redet auf Flo ein, (ein weiterer Motivator!), dankbarerweise war sie mit einem Car2Go Auto unterwegs.
Es gibt keinen Plan(et) B mehr!

Stephie als Motivator

Kilometer 90 – Flo ist wieder da

Nun geht die Mission weiter – Flo zusammen aufpäppeln. Wir kürzen derweil noch einen Rheinschlenker ab und sparen uns den Himmelgeister Rheinbogen.

Wende & Ende. KM 91 – 100

Auf einmal passiert es – die Wende! Bei Flo läuft es wieder. Und wie. Der Schmerz ist überwunden, der Schweinehund (Nein, RiesenSchweineElefant eher) besiegt, ach was, getötet! MotivationsMission geschafft für Jens und Stephie.

Jens down, Flo high. TUC als Lebensretter

Nun sind wir allerdings an dieser Stelle irgendwo bei Volmerswerth auf dem Weg neben dem Wasserkraftwerk. Endlos lange Dunkelheit.

Und da passiert es bei Jens – das Loch. Der Reservetank ist nicht nur leer, er ist kaputt.
Die Aufgabe, Flo durchbringen, ist geschafft. Doch die Aufgabe hat von eigenen Problemen abgelenkt. Nun ist Jens sichtlich unzufrieden. Die Geschwindigkeit geht drastisch runter und es ist weniger Wandern als mehr rumeiern.
Alles schmerzt, jeder Schritt tut weh. Es ist ein starren aufs Handy um die Kilometer irgendwie voll zu bekommen und Konzentration bei jedem Schritt irgendwie nicht den Boden zu berühren, denn das tut so verdammt weh….

Aber aufgaben kommt nicht in Frage, zu Nah ist das Ziel. Im Notfall kriechen!

Und dann ist da irgendwann der Golfplatz – und auf der Runtastic Anzeige steht etwas von 97 km. Dann 98. Dann 99….

Kilometer 99 – Fertig!

Ein unbeschreibliches Gefühl als die 99 zur 100 umschlägt. 23 Stunden Wandern. Über 111.111 Schritte. Absolute Befreiung, Freude gepaart mit totaler Erschöpfung und Müdigkeit.

Wir schleppen uns noch bis zum Fernsehturm und nach ca. 102 km nehmen wir für die letzten 2 km ein Taxi 🙂

Müde Siegespose
Wer kann da mit Schritt halten?

Die 100 sind voll!

Geplante Strecke
Tatsächliche Strecke

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Hoffmann Eva-Maria

    Hallo Jens, hallo Flo, feine Leistung, diese 100km, das werdet ihr nie vergessen….Sehr gute Beschreibung und tolle Videos.
    Weiter so!!
    Liebe Grüße
    Von Eva-Maria
    Ä

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